So erstellen Sie in Corel PHOTO-PAINT® ein Storyboard

von Stefan Lindblad - CorelDRAW-Meister-Programm 2012

Bei einem Storyboard bzw. Szenenbuch handelt es sich um eine Reihe von Bildern, die eine Geschichte für einen Film, eine Fernsehsendung oder andere Projekte erzählen. Ich benutze Storyboards beispielsweise für mehrere Illustrationen von Kinderbüchern oder für Landschaftsprojekte in der ersten Planungsphase. Storyboards kommen auch in Werbekampagnen zum Einsatz, wenn der Artdirector es vorzieht, eine Geschichte zuerst mithilfe von Zeichnungen zu präsentieren, bevor er sie mit Fotos zum Ausdruck bringt.

Wie Comics sind die Bilder bei Storyboards oft von einem Rahmen umgeben, aber sie müssen von der Form oder dem Stil her nicht zwangsläufig wie Comics aussehen. Ein Storyboard kann mehre Seiten umfassen, wobei auf einer Seite eines oder mehrere Bilder abgebildet sein können. Normalerweise werden die Bilder um Erläuterungen, Pfeile und Regieanweisungen ergänzt. Einzelne Seiten eines Storyboards nennt man auch „Panels“.



Dieses Beispiel zeigt eine Abfolge von Einzelbildern aus dem Storyboard für den Film Kilimanjaro (Drehbuch und Regie: Nima Yousefi).

Zeit ist üblicherweise ein wichtiger Faktor bei der Erstellung eines Storyboards, egal, ob Sie nun mit Stift und Papier arbeiten und Ihre Zeichnungen einscannen oder die Bilder von Anfang an mithilfe eines Grafikprogramms erstellen. Deshalb benutze ich Corel PHOTO-PAINT®, das sich perfekt dafür eignet.

In den folgenden Abschnitten gebe ich Ihnen ein paar Hinweise und Tipps bezüglich der Gestaltung eines Storyboards und zeige Ihnen, wie Corel PHOTO-PAINT Ihnen bei der Erstellung eines Storyboards helfen kann.

Das Bild einrichten

Wenn Sie eine Zeichnung für ein Storyboard einscannen (Datei > Bild holen > Holen), wählen Sie 300 dpi, einfach für den Fall, dass Sie später einen hochwertigen Ausdruck des Storyboards benötigen

Wenn Sie die Illustration von Anfang an mithilfe eines Stifttabletts in Corel PHOTO-PAINT zeichnen, öffnen Sie zuerst das Dialogfeld Neues Bild anlegen (Datei > Neu), stellen die Auflösung auf 300 dpi ein, wählen den RGB-Farbmodus und bestimmen die Größe des Bildes. Wenn Sie das Bild später in den Graustufenmodus umwandeln müssen, klicken Sie einfach auf Bild > In Graustufen konvertieren.



Dialogfeld Neues Bild anlegen

Das Bild sollte groß genug sein für die Illustration und den Rahmen um die Illustration sowie genug Platz aufweisen für alle Anweisungen und Pfeile, die Sie einfügen möchten.

Der Rahmen um das Bild steht für das Kameraformat, also beispielsweise Film, Vollbildmodus, Breitbildfernseher oder CinemaScope. Er sollte also dem Seitenverhältnis des Kameraformats entsprechen. (Das Seitenverhältnis beschreibt das Verhältnis von Breite und Höhe eines Bildes.) In meinen Storyboards verwende ich in den meisten Fällen ein Seitenverhältnis von 4:3, 16:9 oder 2,39:1 und ich gebe die Maße in Corel PHOTO-PAINT in Pixel an. Für HD-Breitformat beispielsweise kann die Rahmengröße in Pixel eine der folgenden Kombinationen aufweisen: 1920 x 1080, 1280 x 720, 852 x 480. Alle haben das Seitenverhältnis 16:9. Am liebsten arbeite ich mit einer Bildgröße von mindestens 1920 x 1080 Pixel und 300 dpi im korrekten Seitenverhältnis, und erhöhe dann Bildbreite und -höhe, um genug freien Platz für Pfeile und Anweisungen um den Rahmen herum zu haben. Wenn ich einmal das korrekte Seitenverhältnis gewählt habe, kann ich die Bildgröße später immer noch anpassen.

Wenn Sie das Bild eingerichtet haben, vergessen Sie nicht, die Einstellungen als Voreinstellung zu speichern. Klicken Sie dazu auf die Schaltfläche Ziel hinzufügen neben dem Listenfeld Voreingstelltes Ziel. Sie können diese Voreinstellung später für alle Ihre Storyboard-Illustrationen wiederverwenden. Sie werden die Vorteile, die die Verwendung von benutzerdefinierten Voreinstellungen bietet, schnell schätzen lernen, wenn Sie zahlreiche, also sage wir etwa 80 Illustrationen für ein Storyboard erstellen müssen.

Rahmen einfügen

Sie können den Rahmen entweder zeichnen oder einen Rahmen hinzufügen, der mit Corel PHOTO-PAINT oder CorelDRAW® erstellt wurde. Sie können den Rahmen importieren (Datei > Importieren) oder den Rahmen für jedes Storyboardbild, das Sie in Corel PHOTO-PAINT erstellen, kopieren und einfügen. Beide Methoden sind so einfach, wie einen Rahmen mit dem Mauszeiger in Ihr Bild zu ziehen.

Illustration erstellen und ordnen

Nun können Sie die Illustration mithilfe der Zeichen- und Malwerkzeuge des Programms zeichnen. Beachten Sie, dass die Möglichkeit, Objekte in Corel PHOTO-PAINT zu gruppieren, sehr praktisch ist für ein Projekt wie dieses, besonders wenn Sie zur Ordnung der Inhalte mehrere Objekte gruppieren müssen. In Gruppen angeordnete Objekte können auch als Einheit verschoben, bearbeitet und umgeformt werden, was die Bearbeitung der Illustration bedeutend vereinfacht. Um Objekte zu einer Gruppe zusammenzufassen, wählen Sie diese im Andockfenster Objekte aus und klicken auf die Schaltfläche Neue Gruppe.



In diesem Beispiel wurden die Objekte, die zur Gestaltung spezifischer Teile der Komposition – des Raums, der Schatten und der Leute – benutzt wurden, zu logisch benannten Gruppen zusammengefasst.

Pfeile und Anweisungen hinzufügen

Oft werden mit Pfeilen Kamerabewegungen wie das Neigen, Schwenken der Kamera oder die Perspektive angezeigt. Zusätzlich zu Pfeilen kann unter oder um das Bild auch Text mit zusätzlichen Einstellungsanweisungen wie Großaufnahme, Totale, Halbnahe usw. eingefügt werden. Die Kenntnis dieser Filmbegriffe hilft Ihnen bei der Verfassung von Anweisungen und erläuternden Texten bei der Erstellung von Storyboards für Filme und Fernsehsendungen

Verwendung von Pfeilen und Anweisungen in einem Storyboard

Der Bildaufbau

Der Bildaufbau sollte ausgeglichen sein, so dass der Blick des Betrachters auf die Elemente gelenkt wird, die im Fokus der Aufnahme stehen. Stellen Sie beim Positionieren der Elemente sicher, bei Totalen den Fokus im Hintergrund und bei Großaufnahmen Ihre Elemente im Vordergrund zu platzieren.

Für den Bildaufbau ist die Verwendung von Gitter und Hilfslinien sehr nützlich (Hilfsmittel > Optionen, Kategorie Dokument). Diese zeitsparenden Funktionen helfen Ihnen, die Elemente in Ihrer Illustration auszurichten und zu positionieren. Die einfachste Weise, Hilfslinien einzufügen, besteht darin, diese von den Linealen in das Zeichenfenster zu ziehen und zwar dahin, wo sich in der Illustration Fokus und Horizont befinden sollen. Falls die Lineale nicht angezeigt werden, klicken Sie auf Ansicht > Lineale. Ich finde die Lineale so praktisch, dass ich auf der Eigenschaftsleiste eine Schaltfläche hinzugefügt habe, über die ich sie beliebig ein und ausblenden kann. Ab Update X6.2 werden die Lineale auf Wunsch standardmäßig angezeigt (Hilfsmittel > Optionen, Kategorie Arbeitsbereich > Anzeige). Das neue Andockfenster Hilfslinien, das für Nutzer mit einer Premium-Mitgliedschaft verfügbar ist, ermöglicht zudem nun, Hilfslinien in einem Winkel einzufügen und bestehende Hilfslinien zu drehen und abzuändern. Gedrehte Hilfslinien können in einer Vielfalt von Winkel angeordnet werden, was hilft, einen perfekt ausgeglichenen Bildaufbau zu erzielen.

Storyboard-Bilder im Stapelverfahren in JPEG oder PNG konvertieren

Die Stapelverarbeitung ist meine heimliche Liebe bei der Erstellung von Storyboards. Einmal saß ich in einem Café neben einem Kollegen, ebenfalls Freiberufler. Zufälligerweise hatten wir beide gerade unsere Storyboards für unsere Kunden abgeschlossen. Als wir im Café saßen erhielt er einen Anruf von seinem Kunden und er sagte ihm, er brauche einen Tag, um die Storyboard-Bilder in JPEG und PNG zu konvertieren. Als mein Kunde anrief, sagte ich ihm, ich brauche 5 Minuten, um die Bilder in JPEG oder PNG zu konvertieren, die Dateien mit WinZip zu komprimieren und ihm die ZIP-Datei zu senden. Mein Kollege platzte nach meinem Telefonanruf ungläubig heraus: „5 Minuten, um 80 Illustrationen in PNG zu konvertieren! Hast du den Verstand verloren?“ Trotz seiner langen Erfahrung mit anderen Grafikprogrammen kannte er die Stapelverarbeitungsfunktion nicht (in seinem Programm die so genannten „Aktionen“).

Während ich meine Arbeit zu Ende führte, erklärte ich ihm die Stapelverarbeitungsfunktion (Datei > Stapelverarbeitung) und wie in Corel PHOTO-PAINT ein Skript aufgezeichnet wird (Fenster > Andockfenster > Recorder). Normalerweise zeichne ich angepasste Skripts auf, die typisch sind für meine Illustrationen. Da ich der besseren Qualität wegen gerne im Großformat zeichne, muss ich Bilder am Ende verkleinern und verarbeiten. Um das Skript aufzuzeichnen, öffne ich ein Bild, klicke auf die Schaltfläche Neues Skript im Andockfenster Recorder und klicke dann auf die Schaltfläche Aufzeichnen. Als Nächstes baue ich das Bild neu auf (Bild > Neu erstellen), füge einen Unscharfmasken-Effekt hinzu (Effekte > Schärfe > Unscharfmaske) und nehme weitere kleine Veränderungen vor. Schließlich exportiere ich das Bild in ein webkompatibles Format (Datei > Für das Web exportieren). Ich stoppe die Aufzeichnung und speichere das Skript, um dann damit alle meine Storyboard-Bilder stapelweise zu verarbeiten.

Mein Freund war tief beeindruckt und versuchte herauszufinden, wie er mit seinem Programm Bilder stapelweise verarbeiten und Skripts aufzeichnen könnte. Ich habe meine Arbeit beendet und holte mir noch einen Kaffee.



Andockfenster Recorder



Dialogfeld Stapelverarbeitung