Bildmanipulation mit Corel PHOTO-PAINT X7

Von Stefan Lindblad

Die meisten Fotos, die wir aufnehmen, können wir in etwas Interessanteres und Fantasievolleres verwandeln. Ich erinnere mich, wie ich einst über die Milennium Bridge spazierte und ein Londoner laut, als wolle er, dass ich ihn höre, zu seinem Begleiter bemerkte: „Ich verstehe wirklich nicht, warum Touristen immer alles fotografieren müssen.“ Dieser Londoner wusste jedoch eines nicht: Ich war zwar ein Tourist, aber ich mache überall Fotos, die ich als Quellenmaterial verwenden kann. Es ist sozusagen in meiner DNS verankert, denn ich weiß ja nie, was das Thema meines nächsten Designs oder meiner nächsten Illustration sein wird.

Nehmen wir zum Beispiel dieses Foto, das ich vor ein paar Jahren auf einer Reise in den ehemaligen Ostberliner Bezirk Mitte machte. Ich denke, wir sind uns einig, dass es nichts Besonderes ist. Einer meiner Spaziergänge hat mich in dieses Künstlerviertel geführt und ich habe mehrere Fotos gemacht. Dieses hier kann ich nun gut für dieses Tutorial verwenden.

Analyse des Fotos

Ich habe gedacht, dieses Viertel in Berlin Mitte würde sich ausgezeichnet als Beispiel eignen, wie man aus etwas Alltäglichem etwas Interessanteres und Fantasievolleres machen kann. Zuerst sehe ich mir immer die starken und die schwächeren Bereiche eines Fotos an. Bei fortschreitender Bearbeitung des Fotos kann sich das als sehr praktisch erweisen.

Der Zauber von Corel PHOTO-PAINT

Öffnen Sie das Foto in Corel PHOTO-PAINT X7 und überprüfen Sie, woher das vorhandene Licht kommt. Das Licht ist flau, fast schon langweilig. Aber das Gute ist, dass es möglich ist, mit dem Licht, den Schatten und den Kontrasten zu arbeiten. Mir sind die Schatten unter den Stühlen im Freien und unter dem Baum in der rechten unteren Ecke des Bildes aufgefallen und ich werde das später berücksichtigen.

Als Erstes habe ich im Andockfenster Objekt-Manager ein neues Objekt (Objekt > Erstellen > Neues Objekt) erstellt und mithilfe des Hilfsmittels Malfarbe (Hilfsmittelpalette > Hilfsmittel 'Malfarbe') und einer Pinselform mit weicher Kante Sonnenstrahlen eingefügt. Dazu habe ich im Listenfeld der Eigenschaftsleiste die Option Künstlerpinsel > Groß, weich gewählt. Mithilfe der Einstellung Spitzengröße in der Eigenschaftsleiste habe ich die Breite der Spitze leicht erhöht. Jetzt habe ich mit weißer Farbe sieben Sonnenstrahlen gemalt, die vom Himmel nach unten auf die Straße zum Platz verlaufen. Dann habe ich die Deckkraft des Pinselstrichobjekts angepasst. Dazu habe ich den Deckkraft-Regler oben im Andockfenster Objekt-Manager benutzt.

Als Nächstes habe ich das Hilfsmittel Maske verwendet, um den Himmel zu maskieren, zu kopieren und einzufügen (STRG+C, STRG+V) und damit ein Gruppenobjekt zu erstellen. Auf diese Weise passe ich nur den Himmel und nicht das ganze Bild an, wenn ich die Anpassungsfunktionen des Linsenobjekts verwende.

Ich habe zwei bis drei Duplikate der Maske erstellt, damit ich verschiedene Änderungen am Himmel vornehmen und die spezifischen Objekte schnell ein- und ausblenden kann. Sobald ich fertig war, habe ich einfach alle Masken gelöscht, die ich nicht behalten wollte. Auf diese Weise habe ich zum Schluss ein Maskenobjekt des Himmels erhalten. Bei aktivierter Maske habe ich eine Tonkurvenlinse (Objekt > Erstellen > Neue Linse > Tonkurve) mit einer eher sanften S-Kurve (Werte im Dialogfenster: Schwarz ca. 51, 4 und Weiß ca. 172, 162) angewendet, um den Kontrast zu erhöhen und die dunklen Bereiche dunkler zu machen.

Außerdem habe ich einen hierarchisch direkt unter dem Tonkurvenobjekt liegenden Kontrastverbesserungs-Linsenobjekt-Effekt hinzugefügt. Für die Einstellung Beschneidung des Eingabewerts habe ich einen Wert von 12 - 255 gewählt. Nun lösche ich mit dem Hilfsmittel Radierer die Bereiche der Maske, die ich nicht behalten möchte (Hilfsmittelpalette > Hilfsmittel 'Radierer').

Ich habe auch Nachbelichtungs- und Abwedel-Effekte angewendet. So habe ich an den Fenstern und Fassaden der Häuser mit dem Hilfsmittel Effekt (Abwedler/Nachbelichter > Glanzlichter nachbelichten) die Schatteneffekte erhöht. Bevor ich jedoch mit der Arbeit mit dem Hilfsmittel Abwedler/Nachbelichter begann, habe ich die entsprechenden Bereiche des Bildes mit dem Hilfsmittel Maske kopiert und eingefügt und im Andockfenster Objekt-Manager als separate Objekte gespeichert.

Auf einigen Maskenobjekten habe ich den Nachbelichter/Abwedler-Effekt wie mit einem Pinsel mehrmals aufgetragen. Auf diese Weise kann ich die Schatten und Kontraste mit dem Hilfsmittel Effekt auf das Bild malen, als ob ich mit Gouache malen würde, so wie dies Illustratoren und Designer vor dem Zeitalter der Computergrafiken zu tun pflegten. Jeder Auftrag der Farbe, oder in diesem Fall jeder Auftrag des Nachbelichters/Abwedlers, macht den Bereich dunkler. Auf meinem Foto lässt es den Mörtel und Beton realistischer wirken und erzeugt Tiefe.

Beim roten Gebäude rechts auf dem Bild habe ich den Nachbelichter/Abwedler-Effekt mehrmals wiederholt, um den Kontrast, die Tiefe und die dunkleren Schatten zu verstärken. Das gibt den Fenstern mehr Leben.

Auch die Sonnenschirme gleich hinter den Sonnenstrahlen benötigen mehr Kontrast. Ich habe dazu wieder den Abwedler/Nachbelichter des Hilfsmittels Effekt verwendet, dieses Mal jedoch nicht die Option Glanzlichter nachbelichten, sondern Glanzlichter abwedeln. Auf diese Weise wird die Oberseite der Sonnenschirme aufgehellt.

Die Markise über den Tischen vor dem roten Gebäude rechts auf dem Bild ist unbeschriftet. Dies gibt mir die Möglichkeit einen Text oder ein Logo einzufügen. Ich habe mich für das Wort „Coffee“ entschieden. Ich habe dazu das Hilfsmittel Text (Hilfsmittelpalette > Hilfsmittel 'Text'), eine weiße Farbe und eine relativ modern wirkende, fette serifenlose Schrift verwendet. Bei aktiviertem Hilfsmittel Objektauswahl habe ich an den Verzerrungsbearbeitungspunkten gezogen, um den Text der Markise anzupassen (klicken Sie dazu auf der Eigenschaftsleiste auf das Symbol Verzerren). Um es realistischer wirken zu lassen, habe ich die Deckkraft angepasst und mit dem Hilfsmittel Radierer alles gelöscht, was den Baum überschneiden würde Danach habe ich die Deckkraft wieder zurückgestellt. Zum Schluss habe ich mit dem Deckkraft-Regler im Andockfenster Objekt-Manager für die Deckkraft des Textobjekts einen Wert von etwa 30 gewählt.

Verwenden der Fotofilter-Linse

Ich wollte dem Bild ein altes, leicht vergilbtes Aussehen geben. Deshalb habe ich im Andockfenster Objekt-Manager die Option Linsenobjekt > Fotofilter-Linse gewählt (Sie können auch auf Objekt > Erstellen > Neue Linse > Fotofilter klicken). Ich habe ein weiteres Linsenobjekt mit der Eigenschaft Kontrastverbesserung und eines mit der Eigenschaft Tonkurve hinzugefügt.

Und ganz zum Schluss habe ich noch eine Fotofilter-Linse eingefügt. Diese Linsen geben dem gesamten Bild ein auffallenderes, leicht vergilbtes und wärmeres Aussehen. Im Vergleich zum Original und dessen eher langweiligem Licht wirkt das aktuelle Bild jetzt viel interessanter.

Hinzufügen eines Halbtoneffekts

Um einen Halbtoneffekt hinzuzufügen, habe ich vorübergehend ein weiteres neues Bild erstellt (Datei > Neu…). Ich habe zuerst einige beliebige Striche aufgetragen und dann einen Halbtoneffekt hinzugefügt (Effekte > Farbänderung > Halbton). Auf diese Weise erhielt ich ein weißes Hintergrundobjekt und ein weiteres mit Halbtonpunkten. Ich habe in der Hilfsmittelpalette das Hilfsmittel Farbtransparenz ausgewählt und dann den Cursor über den weißen Hintergrund gezogen, um den Hintergrund durchsichtig zu machen. Danach habe ich das Objekt kopiert und als neues Objekt in mein Berlin-Bild eingefügt. Auf diese Weise kann ich steuern, wie und wo die Halbtonpunkte über das Bild verteilt werden.

Hinzufügen importierter Grafiken und Bilder

Aber ich war noch nicht ganz fertig. Ich wollte die leere Fassade hinter dem Platz noch etwas ausschmücken. Ich dachte dabei an ein Vektorbild eines Hundegesichts in der Art eines Logos oder einer Marke. Oder Street Art.

Ich habe also das Vektorbild eines Hundegesichts importiert (STRG+I). In Corel PHOTO-PAINT lassen sich aus CorelDRAW stammende .cdr-Vektordateien mühelos öffnen oder importieren.

Klicken Sie (ziehen Sie jedoch nicht, um die Datei zu platzieren) und stellen Sie dann zuerst im Dialogfenster Importieren sicher, dass die Option Transparenter Hintergrund aktiviert ist, bevor Sie auf OK klicken. Ich habe die Datei als einzelnes Bitmap-Objekt importiert. Ich habe die Größe verringert, indem ich an den Eckbearbeitungspunkten gezogen habe, bis das Bild die passende Größe hatte. Bei aktiviertem Hilfsmittel Objektauswahl habe ich die Form der Fassade angepasst. Ich habe dazu die Änderungs-Symbole in der Eigenschaftsleiste verwendet und an den entsprechenden Bearbeitungspunkten gezogen. Es ist wichtig, dass die Perspektive stimmt, also mit der Perspektive der Fassade übereinstimmt. Dann habe ich noch ein wenig Textur hinzugefügt. In diesem Fall habe ich dazu die Option Füllmuster im Menü Effekte benutzt. Zudem habe ich das Füllmuster mithilfe der Deckkraft der Wand angepasst.

Ganz zum Schluss habe ich mit dem Hilfsmittel Malfarbe noch verschiedenfarbige Fähnchen ins Bild gezeichnet und gemalt. Als ich damit fertig war, war das Foto plötzlich viel ansprechender als das Original, das ich ursprünglich aufgenommen hatte. Aus etwas doch eher Langweiligem habe ich etwas viel Interessanteres gemacht.