Seit dem Frühjahr 2019 setzt der Maschinenbauer Hauni für die technische Illustration und Grafik auf die CorelDRAW Technical Suite mit Zusatzmodul XVL Studio 3D CAD Corel Edition. Die Herausforderung: komplexe 3D-Daten unkompliziert verarbeiten und für angebundene Dokumentationssysteme verfügbar machen.

Der Hamburger Maschinenbauer Hauni hat sich seit Firmengründung im Jahre 1946 auf die Fertigung komplexer Spezialmaschinen für die Zigaretten- und Filterproduktion spezialisiert. Einer gern erzählten Firmenlegende nach führte man das erste Verkaufsgespräch einst aus einer Telefonzelle am Hamburger Dammtor. Heute liefert die Hauni Group ihre Maschinen in die ganze Welt und beschäftigt rund 4.500 Mitarbeiter.

Während sich das Unternehmen mit den passenden Lösungen auf das geänderte Konsumentenverhalten ausrichtet und immer mehr Produktionsverfahren für die E-Zigarette gefragt sind, liegen die Wurzeln doch in der klassischen Tabakverarbeitung. Die „Hauni Ventis“ etwa ist eine Maschine zur Zwischenspeicherung, um Produktionsschwankungen auszugleichen oder beispielsweise Zigaretten für eine Trocknung zu lagern. Die Maschine bekommt ihre Produkte über einen Massenstrom zugeliefert und verpackt sie in Behälter, die wiederum in einem Regalsystem eingelagert sind. Die Auslagerung erfolgt umgekehrt und über eine Rampe. Dabei gilt das FiFo-Prinzip – was also zuerst eingelagert wurde, gelangt auch als erstes wieder in den so genannten Massenstrom zur Weiterverarbeitung.

Die Konstruktion der Ventis und aller anderen Maschinen wird bei Hauni in Siemens NX vorgenommen – hier entstehen die je nach Kundenwunsch individualisierten Maschinen in komplexen 3D-Modellen. Startet die eigentliche Fertigung, lassen sich diese Daten bereits in diesem frühen Stadium für die notwendige Dokumentation vorbereiten. Je nach Maschine sind hier rund 300 bis 400 Seiten „Bedienungsanleitung“ keine Seltenheit. Kommen weitere Sprachen hinzu, kann sich der Inhalt schnell auf Seitenzahlen im vierstelligen Bereich vervielfachen. Hier ist das Ziel, mittels Abbildungen für schnelles Verständnis zu sorgen. Daher wird viel mit technischen Illustrationen auf der Basis von Konstruktionsdaten gearbeitet. Zunächst werden die mit Siemens NX erzeugten Daten im gängigen JT-Format aus Teamcenter exportiert und im nächsten Schritt mit XVL Studio in der 3D-CAD-Corel-Edition aufbereitet.

Die Software ist unter anderem auf die Erzeugung von Explosionszeichnungen spezialisiert, die in der technischen Dokumentation bei Hauni eine große Rolle spielen. Die gewünschte Ansicht wird in XVL Studio erstellt und entsprechend bearbeitet. Dies ist etwa das Ein- und Ausblenden von Komponenten, die Farbanpassung oder das Erzeugen von Querschnitten. In der Praxis erweisen sich besonders die automatische Kontur- und Flächenerstellung (Hüllkurven) als besonderer Geschwindigkeitsvorteil. Auf Basis ausgewählter Bauteile werden hier farblich gefüllte Flächen erstellt, auch wenn diese keine zusammenhängende Kontur besitzen.

Anna-Lena Schmidt, technische Redakteurin bei Hauni, war bei der Einführung in die Corel-Lösungen von Anfang an mit dabei und sagt: „Zur Visualisierung und Hervorhebung einzelner Komponenten spart die erstellte Vektor-Füllung mit XVL Studio eine Menge Zeit. Was bislang meist in Handarbeit geschah, ist nun mit wenigen Mausklicks erledigt.“

Sind die Daten in XVL Studio fertiggestellt und in der Isometrie angeordnet, werden sie über eine integrierte Schnittstelle direkt an den Corel DESIGNER übergeben, ebenfalls ein Bestandteil der CorelDRAW Technical Suite. Die Anwendung bietet zahlreiche Spezialwerkzeuge und -funktionen, um die so übernommenen Daten weiterzuverarbeiten und grafisch zu ergänzen. Bereits bei dieser Übergabe der Daten werden automatisch die in der technischen Illustration gängigen dicken und dünnen Linien erzeugt. Anschließend erfolgt das Setzen von Callouts mit dem passenden Werkzeug, das eine Positionszahl mit entsprechendem Pfeil auf das relevante Bauteil hinzufügt. Aussehen und andere Einstellungen der Callouts werden dabei aus einer vorkonfigurierten Stilvorlage, ähnlich einem Absatzformat, generiert.

Adding callouts with one click: Adding callouts to the isometric 2D data; style templates are used for the look of the callouts

Auch Warnsymbole oder andere grafische Elemente wie Hände, Pfeile oder Schmierstofftuben, die nicht in den Konstruktionsdaten vorhanden sind, lassen sich direkt ergänzen und hinzufügen. Wie bei einer technischen Dokumentation üblich, lassen sich die Zeichnungen auf der Basis von Richtlinien und Vorgaben aufbereiten. Das gilt zum Beispiel auch für die Produkthaftung. Durch das Umschalten in beliebige Parallel-Perspektiven kann der Anwender in diesem Schritt ganz ohne Konstruktionssoftware direkt perspektivisch zeichnen und ergänzen.

„Beim Erstellen unserer technischen Dokumentationen hat Verständlichkeit absolute Priorität. Wir ergänzen die Konstruktionsdaten der Ingenieure deshalb um wichtige Details für die Benutzer“, sagt Michael Brandt als Verantwortlicher für die Einführung der CorelDRAW Technical Suite bei Hauni.

Ändern sich die Konstruktionsdaten im Verlauf einer Produktentwicklung, können sie automatisch in die bereits mit den Vorgängerversionen erstellten Illustrationen in den Corel DESIGNER eingebracht werde, ohne die bereits angewandten Bearbeitungen zu verlieren.

Auch wenn der Corel DESIGNER bis zu 999 Seiten im Layout beherrscht, setzt man im redaktionellen Schritt bei Hauni anschließend auf einen XML-basierten Workflow. In diesem Prozess werden die Daten in das CGM-Format (Computer Graphics Metafile) exportiert und im eingesetzten XML-Autorenwerkzeug zur fertigen Dokumentation mit den Textdaten zusammengeführt. Grundsätzlich wird bei Hauni immer zunächst die deutsche Fassung einer Dokumentation erstellt und dann im Anschluss für andere Sprachen lokalisiert. Englisch steht hier an erster Stelle; je nach Kunde lässt sich die Dokumentation aber in jede gewünschte Sprache übertragen.

Eine der obligatorischen Vorgaben für die neue Softwarelösung bei Hauni war die Kompatibilität zum bestehenden CGM-Format. Seit Jahren werden dort sämtliche Zeichnungen in dieser Dateiform abgelegt und der gesamte Workflow darauf ausgerichtet. Aufgrund des umfangreichen Archivs und des bewährten Arbeitsablaufs stand ein Wechsel des Dateiformats nicht zur Debatte. Da Corel DESIGNER sowohl den Import als auch den Export des CGM-Formats in allen Versionen und Profilen beherrscht, lassen sich in diesem Bereich aufwändige Konvertierungsarbeiten oder Zwischenlösungen vermeiden.

Reibungslose Neueinführung

Vor der Implementierung von CorelDRAW Technical Suite auf knapp 30 Arbeitsplätzen erfolgte eine ausführliche Schulung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch einen zertifizierten Corel-Partner. Auf den Zufall und „Learning by Doing“ konnte und wollte man sich bei Hauni nicht verlassen. Der Schulungspartner Otto Salzer stand deshalb schon in der Entscheidungsphase für tiefergehende technische Begleitung zur Verfügung, so dass der Start mit CorelDRAW Technical Suite wie geplant reibungslos und unkompliziert erfolgte.

Christian Schmähl von Corel Deutschland sagt hierzu: „Bei der Einführung einer neuen Software gilt es viele Faktoren zu beachten. Vor allem die Anwender müssen sie akzeptieren und annehmen. Dies ist umso wichtiger bei der Ablösung eines ausgedienten Systems, denn Benutzerfreundlichkeit, Effektivität und zuletzt auch der Spaß an der Arbeit sollten nicht unberücksichtigt bleiben. Deshalb hat sich unser Ansatz, die Schulungspartner bereits in der Evaluierungsphase schon mit ins Boot zu holen, bewährt. So können sie später in den Anwenderschulungen genau dort ansetzen, wo unsere Lösungen ihre Stärken bei den Aufgabenstellungen der Anwender am wirkungsvollsten ausspielen können.“

So entstanden schon wenige Wochen nach der Neueinführung die ersten technischen Dokumentationen mithilfe der CorelDRAW Technical Suite. Unter anderem für die Hauni Ventis: reibungslos, zuverlässig und mit ordentlich „Vortrieb“, ganz wie die komplexen Maschinen des Unternehmens selbst.

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